Die kalte Jahreszeit ist da, der Winter kommt bald. Und damit auch das Bedürfnis, sich in ein warmes und gemütliches Zuhause zurück zu ziehen. Geflüchtete, die keine eigene Mietwohnung haben sind in der Stadt Zürich auf Unterbringung durch die AOZ angewiesen. Dies geschieht gemäss Unterbringungskonzept der Fachorganisation auf sehr beengtem Raum. Wir haben vor zwei Jahren darüber berichtet (https://www.kriso.ch/2021/12/ueberbelegung-als-standard-so-arbeitet-keine-fachorganisation-aoz/).
Auch unbegleitete minderjährige Asylsuchende (MNA) werden durch die AOZ in Massenunterkünften untergebracht. Nach den im Jahr 2022 aufgedeckten Missständen im MNA-Zentrum Lilienberg ging es bei der Unterbringung in der Kaserne genau gleich schlimm weiter. Auch darüber haben wir berichtet (https://www.kriso.ch/2023/07/neuer-ort-gleiche-missstaende-ueberbelegung-als-standard/)
Obwohl die AOZ laufend für diese katastrophalen Zustände öffentlich kritisiert wird, scheint sich an der Situation nicht viel geändert zu haben. So gehen wir nun zwei Jahre später wieder auf den Winter zu und es müssen sich immer noch mehrere Jugendliche ein beengtes Zimmer teilen. Von der Kälte nach drinnen verbannt, haben sie weder Geld für Freizeitaktivitäten noch für das ÖV Ticket und sitzen deshalb auf engem Raum zu Hause rum. Gleich sieht es bei der Betreuung aus: Während die AOZ Werbefilme zeigt, wie Mitarbeitende in einem eins zu eins Setting mit Geflüchteten ins Kino gehen, ist in Wirklichkeit kaum mehr Geld da als einmal die Woche mit den Geflüchteten auf einen Fussballplatz zu gehen. Diese fehlenden Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten begünstigen Konflikte innerhalb der Wohngemeinschaften.
Währenddessen gibt das Personal alles, leistet bestmögliche Arbeit mit sehr knappen Ressourcen unter prekären Rahmenbedingungen. Über diese prekären Arbeitsbedingungen haben wir vor kurzem im SozialAktuell berichtet (https://avenirsocial.ch/publikationen/sozialaktuell/es-mangelt-nicht-an-fachkraeften-sondern-an-guten-arbeitsbedingungen/). Es sind zu wenig Betreuende und Sozialarbeitende pro Schicht eingeteilt, um den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden und ihnen ein sicheres Zuhause zu gewährleisten. Unbegleitete minderjährige Asylsuchende sind eine besonders verletzliche Personengruppe, die diese Unterstützung aber dringend brauchen. Betreuung kostet Geld. Für angemessene Freizeitaktivitäten ist das jedoch nicht vorhanden. Die Fachlichkeit, die sich die AOZ so oft auf die Fahnen schreibt, ist unter diesen Umständen unmöglich zu leisten, es fehlt an Ressourcen wie Geld und Personal.
Es stellt sich die Frage, warum der AOZ für die Unterbringung und Betreuung von besonders vulnerablen Personengruppen so wenig Ressourcen zur Verfügung stehen. Die AOZ schiebt hier die Verantwortung gerne auf ihre Auftraggeberin, die öffentliche Hand, es sei nicht mehr Geld da. Wenn sich die AOZ aber auf Fachlichkeit beruft, wäre es auf jeden Fall ihre Aufgabe, Aufträge auszuhandeln, die tatsächlich auch fachlich adäquat umsetzbar sind und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Vielleicht liegt es am Auftrag, vielleicht an der Organisation der AOZ, vielleicht auch an mangelndem Interesse der Leitung.
Tatsache ist, dass mit knappen Ressourcen keine guten Arbeits- und Lebensbedingungen möglich sind. Und das geht auf Kosten der Gesundheit und Lebensqualität von den Menschen, die in diesen Unterkünften leben oder arbeiten.
Deshalb fordern wir für die Betroffenen: mehr Ressourcen fürs Personal und mehr Platz fürs Wohnen. Denn Fachlichkeit kostet!