Offener Brief an den Stadtrat

Feministischer Streik Zürich, 14. Juni 2021

An den Stadtrat, an die Verantwortlichen der Verwaltung

Am 14. Juni 2021 gehen in der ganzen Schweiz tausende von FINTs* gemeinsam auf die Strasse, um für Lohngleichheit, die Anerkennung von Care-Arbeit, die Abschaffung der patriarchalen Gesellschaftsstrukturen und gegen sexuelle Gewalt zu protestieren.

Die Gleichstellungspolitik der Stadt Zürich wird gerühmt und als vorbildlich angesehen. Dank definierter Lohnskala, Gleichstellungsbüro und der Orientierung an der «Europäischen Charta zur Gleichstellung von Frauen und Männer auf lokaler Ebene» sowie einem eigenen Gleichstellungsplan der Stadt Zürich scheint die Stadt Zürich, zumindest vordergründig, progressiv.

Ziele aus dem Gleichstellungsplan Stadt Zürich 2019 – 2022, die lauten, dass die Stadtverwaltung 35 % Frauen*- bez. Männer*anteil im Kader konsequent umsetzen soll, sind lächerlich. Eine Gleichstellung ist unserer Meinung nach nicht dann gegeben, wenn der Prozentsatz tiefer liegt. So lange die Stadt Zürich von einem binären Geschlechtersystem ausgeht, wird von zwei Geschlechtern ausgegangen – somit ist der Anteil von Frauen* auf 50 % zu setzen. Mit dieser Anmerkung fordern wir nicht die Frauen*quote als Grundsatz. Viel mehr, dass die patriarchalen Strukturen überwunden werden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Teilzeitarbeit gefördert wird. Die Frauen*quote ist daher anzupassen oder die Strukturen so weit zu verändern, dass kein Quotendenken mehr nötig ist.

Wie erklären Sie, dass gerade im Sozialen Bereich überproportional viele  Männer* in Führungspositionen sind, obwohl ein Grossteil der Absolvierenden eines Studienganges in Sozialer Arbeit Frauen* sind? Allein im Jahr 2019/2020 waren schweizweit im Bachelor- sowie Masterstudiengang der Sozialen Arbeit über 70% der Absolvent*innen Frauen*. Weiter ist das «intensivieren von Bemühungen für faire und diskriminierungsfreie Arbeitsbedingungen und Chancengerechtigkeit auf dem Stadtzürcher Arbeitsmarkt» missverständlich. Wie werden diese Bemühungen intensiviert und wie ist es möglich, dass 30 % der Lohnungleichheit aus nicht erklärbaren Gründen entstehen? So lange diese Lohnunterschiede nicht erklärbar sind, führen sie alleine auf das Geschlecht und die sozial konstruierte «klassische» Rollenverteilung zurück.

Aus diesen Gründen fordern wir Transparenz in der Setzung des Lohns sowie Transparenz in das Einstellungsverfahren bei Kaderstellen.

Der feministische Streiktag ist schweizweit und auch in der Stadt Zürich und in den Unternehmen, die öffentliche Dienste erbringen, ein Tag der Kritik und des Protests gegen die patriarchalen Strukturen.

Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Entlohnung für soziale Arbeiten und „klassische Frauen*berufe!

Aus diesem Grund wenden wir uns mir unseren Forderungen symbolisch an das städtische Verwaltungszentrum Werd!

FINT*s Kriso Zürich

Mitunterzeichnet

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