Frauen*streik Zürich: Aktion bei der Stadtverwaltung

Wir haben heute unseren Protest auch vor das Verwaltungsgebäude Werd der Stadt Zürich getragen. Mit symbolischen Birkenstockspuren und Flipcharts machen wir auf die Auslagerungen im sozialen Bereich aufmerksam. Öffentliche Dienstleistungen auszulagern, führt zu schlechteren Arbeitsbedingungen für die Angestellten und treibt die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit voran. In den Statistiken zu Lohngleichheit werden die externen Unternehmen nicht erfasst – von Lohngleichheit in der Stadt Zürich kann also keine Rede sein!

Keine Auslagerungen im öffentlichen Dienst!
Lohngleichheit, faire Löhne und Aufwertung von Care-Arbeit – auch in ausgelagerten Betrieben! ✊

Diese Forderungen wurden von uns heute Nachmittag im Verwaltungszentrum Werd an den Stadtrat und die Verantwortlichen übergeben…

Frauen*streik Zürich, 14. Juni 2019

An den Stadtrat, an die Verantwortlichen der Verwaltung

Heute, am 14. Juni 2019 gehen in der ganzen Schweiz tausende von Frauen* gemeinsam auf die Strasse, um für Lohngleichheit, die Anerkennung von Care-Arbeit, die Abschaffung der patriarchalen Gesellschaftsstruktur und gegen sexuelle Gewalt zu protestieren.

Der Stadtrat hat auf Anfrage aus dem Gemeinderat entschieden, dass Angestellten im öffentlichen Dienst am Streiktag teilnehmen können, der Betrieb jedoch nicht gestört werden dürfe. Diese Haltung ist bezeichnend für die Gleichstellungspolitik der Stadt Zürich: Gleichstellung im Prinzip ja, aber bitte ohne zusätzliche Kosten.

Die Stadt Zürich rühmt sich eine vorbildliche Arbeitgeberin zu sein. Dank fixer Lohnskala, Gleichstellungsbüro und Streikmöglichkeit scheint es zumindest vordergründig so zu sein. Doch um diesen Schein zu wahren, greift die Stadt Zürich auf neoliberale Rezepte zurück, auch im sozialen Bereich: Auslagerungen und Nutzung des entstandenen „Sozialmarktes“. Etliche öffentliche Leistungen sind an private Unternehmen ausgelagert. Durch die Auslagerung wird unternehmerisches Handeln in sozialen Institutionen und Betrieben etabliert. Die Folgen dieser Entwicklungen sind nicht nur hohe Arbeitsbelastungen für die Angestellten, sondern schlechtere Arbeitsbedingungen, mehr Druck und damit verbunden weniger Zeit für qualitativ gute Arbeit! Das wiederum wirkt sich direkt auf die Lebensbedingungen der arbeitenden Frauen* und auch der Adressat*innen aus.

Auch in „klassischen Frauen*“- Berufen wie Reinigung und Gastro wird die Arbeit zum Teil an Subunternehmen ausgelagert. Dort ist von den städtischen Arbeitsbedingungen und der Freiheit am Frauen*streik teilzunehmen je nachdem nicht mehr viel übrig. Die Firma Honegger etwa, die etliche öffentliche Aufträge für Reinigungen inne hat, erklärte im Vorfeld offen repressiv, dass streiken nicht erlaubt sei und sich Angestellten darüber auch nicht austauschen dürften. Das gute Image, dass sich die Stadt gibt, ist letztlich eine Frage der Perspektive und der Grösse der Scheuklappen. Ist die Lohngleichheit auch bei allen ausgelagerten Tätigkeiten etabliert und kontrolliert? Wieso werden viele stressbelastete Jobs im Sozialdienst eigentlich tiefer in der Lohnskala eingestuft als technische Berufe? Wieso werden die vergleichsweise schlecht entlohnten Arbeitsbereiche im Asylwesen oder in den Kinderbetreuung nicht aufgewertet? Sind Mindestlöhne im „Frauen*“-Beruf Reinigung vereinbar mit der städtischen Lohnpolitik? 

Die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen* haben sich durch neoliberale Angriffe auf den Service Public in Form von Leistungskürzungen und Auslagerungen massiv verschärft, auch im Bereich der Sozialen Arbeit. Frauen* sind im öffentlichen Bereich als Arbeitnehmerinnen* übervertreten und daher von den Folgen dieser Entwicklung besonders betroffen. Der Frauen*streiktag ist auch in der Stadt Zürich und in den Unternehmen, die öffentliche Dienste erbringen, ein Tag der Kritik und des Protests gegen die vorherrschenden Bedingungen.

Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Entlohnung für soziale Arbeiten und „klassische Frauen*berufe“! Aus diesem Grund platzieren wir unsere Forderungen symbolisch vor dem städtischen Verwaltungszentrum Werd!

Frauen* der Kriso Zürich