Im ehemaligen Hotel Balegra an der Reiterstrasse 1 im Neubad Quartier sollen künftig unbegleitete
minderjährige Asylsuchende (UMA) wohnen. Einige Bewohnende aus der Nachbarschaft sorgen
sich um entstehende Konflikte. Vor allem betrifft dies die Nutzung eines privaten Spielplatzes in der
Nähe. Die Bewohnenden traten an die Sozialhilfe, die daraufhin in die Hausregeln des zukünftigen
Wohnhauses ein Spielplatzverbot für die darin wohnenden Kinder aufnahm. Den beschriebenen
Prozess erachtet die Kriso Basel unter verschiedenen Aspekten als problematisch.
1) Die durch Individualverkehr massgeblich durchstrukturierten Städte bieten insbesondere für
Kinder vielfältige Herausforderungen. Es gibt oft nicht genügend Raum, der den Bedürfnissen der
Kinder gerecht wird – gerade auch im Quartier Neubad. Dass unter der „Spielplatzknappheit“ aber
ausgerechnet asylsuchende Kinder und Jugendliche leiden sollen, kritisieren wir resolut.
2) Die Schweiz ratifizierte 1997 die UN-Konvention über die Recht von Kindern. Sie besteht aus
über 54 Artikeln, die wichtigsten Grundsätze sind das Recht auf Nichtdiskriminierung, Recht auf
Leben und Entwicklung, Recht auf Anhörung und Partizipation.
Hier wird eine Gruppe von Kindern pauschal diskriminiert. Den Menschen, welche in der
Unterkunft wohnen, wird durch den Ausschluss verwehrt, sich autonom zu bewegen, Orte der
Begegnung zu besuchen und mit Bewohnenden in Kontakt zu treten. Schon bevor die Kinder in die
Unterkunft ziehen, wurde ihnen das Recht auf Teilhabe in ihrem direkten Umfeld genommen. Aber
auch den Kindern und Menschen, die im Quartier leben, wird eine Gefühl von Bedrohung vermittelt
und so Räume für Begegnung erschwert.
3) Bürokratische Regelungen, wie eine Hausordnung, sollen auf Problematiken reagieren, welche
sich auf auf Umstände aus dem konkreten Zusammenleben ergeben und nicht bereits präventiv
Gruppen aufgrund ihrer Herkunft diskriminieren. Allenfalls entstehende Nutzungskonflikten sollen
unter Teilhabe aller gelöst werden. Die Kriso begrüsst deshalb die kritische Debatte rund um die
Vorgänge und die diversen Wortmeldungen von Menschen aus dem Quartier und darüber hinaus,
welche die Diskriminierung von Kindern nicht mittragen wollen. Jede Person sollte das Recht
haben, nach ihren konkreten Taten und nicht im Vornherein pauschal bewertet und damit
stigmatisiert zu werden.
Fazit: Gerade in Zeiten der Klimakrise ist es wichtiger denn je, Asylsuchenden mit Offenheit und
Solidarität zu begegnen, uns unseren eigenen Privilegien bewusst zu sein und sie mit denjenigen zu
teilen, die hier Zuflucht suchen. Wir wünschen uns für die Menschen, welche neu in der Schweiz
ankommen, eine offene und tolerante Willkommenskultur, statt Kontrolle und präventive
Abwertung. Dies ist für ein positives Zusammenleben unabdingbar und kann dazu beitragen, dass
sich alle Menschen möglichst gut und autonom entwickeln können.
Forum für Kritische Soziale Arbeit (Kriso) Basel
Im Dezember 2024.
Link zum Ursprungsartikel: https://bajour.ch/a/spielplatzverbot-fuer-asylsuchende