Flugblatt 1. Mai Tagesschule 2025

Das Projekt «Tagesschule 2025» ist eine Mogelpackung!

Die Stadt Zürich will per 2023 das Projekt «Tagesschule 2025» flächendeckend einführen. Die Grundidee einer Tagesschule ist nicht schlecht. In einer Tagesschule würden Kinder nicht nur den formalen Schulunterricht besuchen, sondern wären zwischen den Schulstunden über den ganzen Tag hinweg – zum Beispiel über Mittag und für die Hausaufgaben – professionell betreut. Das soll der Chancengerechtigkeit dienen. Damit würde das heutige Hort-Angebot für alle geöffnet und ersetzt, Eltern wären entlastet und könnten Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren und Kinder hätten Zugang zu guter Betreuung.

Das Problem ist nur: Von dieser Grundidee findet sich im Projekt «Tagesschule «2025» nur wenig. Was davon nämlich übrigbleibt ist nur der Abbau der Hortbetreuung und die Möglichkeit, dass die Eltern für die Arbeit freigestellt werden. Das Projekt «Tagesschule 2025» ist bis jetzt nur ein weiteres neoliberales Sparprojekt, das auf Kosten der Arbeitsbedingungen der Betreuenden und der Betreuungsqualität der Kinder geht und dafür aber der Wirtschaft dienen soll.

Gefahr für Arbeitsbedingungen und Betreuungsqualität

Alle Signale deuten klar in eine Richtung. Die Erfahrungen in den bisherigen Pilotprojekten der «Tagesschule 2025» zeigen, dass das Schuldepartement und der Stadtrat primär die Kosten im Blick haben und alle pädagogischen und qualitativen Fragen ignoriert werden. Damit wird das Projekt zu einer Gefahr für die Betreuungsqualität. Die frühere Mittagsbetreuung in den Horten verkommt im Projekt «Tagesschule 2025» zu einer industriellen Kantinenabfertigung, weil es an genügend Personal und an genügend Räumen mangelt. Das lässt kaum mehr Raum für wirkliche Betreuung oder Erholung und Rückzugsorte der Kinder und führt zu unmöglichen kleinen und auseinandergerissenen Arbeitszeiten für die Betreuer*innen.

Unter diesen Bedingungen wird aus der Tagesschule nicht ein Ort besserer Betreuung, sondern entweder ein Ort, bei dem die Kinder nicht beaufsichtigt werden können, oder aber ein Ort, bei dem die Kinder einer rigiden Kontrolle ausgesetzt sind. Beides hat mit pädagogischer Qualität, die sich Betreuer*innen und Lehrpersonen wünschen, nichts zu tun.

Der Stadtrat will das Projekt durchboxen

Alle Alarmsignale der Betreuenden, der Lehrpersonen – ja sogar der stadteigenen Evaluation – werden jedoch seit Beginn systematisch ignoriert. Im Gegenteil hat der Stadtrat sogar letzten Monat noch kurzerhand – und natürlich ohne Einbezug aller kritischen Stimmen aus der Praxis oder der Gewerkschaft VPOD – entschieden, das Projekt möglichst schnell durchzuboxen und die Abstimmung dazu um drei Monate auf den 3. Juli vorzuverschieben. Ein Affront gegenüber allen Fachgruppen und Fachpersonen, die schon die ganze Zeit auf die Gefahren für die Betreuungsqualität hinweisen.

Es braucht jetzt eine linke Kritik am Projekt

Als Sozialpädagog*innen der KRISO (Forum für kritische Soziale Arbeit) und Lehrkräfte des Kollektiv Kritische Lehrpersonen (kollektiv krilp) warnen wir deshalb vor dieser Mogelpackung. Das Projekt «Tagesschule 2025» ist primär ein Sparprogramm und wir müssen uns – zusammen mit Gewerkschaften und Eltern – organisieren, damit die Arbeitsbedingungen und die Betreuungsqualität in den Schulen geschützt werden. Mit dem Betreuungsalarm in den Horten Ende letzten Jahres konnte ein wichtiges Signal gesetzt werden: Bildung und Betreuung sind kostbar!