Gemeinsame Stellungnahme der Krisos Zürich, Bern, Basel und St.Gallen

Zum CAS Sozialdetektei…

In vorauseilendem Gehorsam hat die Kriso die Gesetze des Marktes und der Anerkennung der Profession zu Herzen genommen und einen zukünftigen CAS Sozialdetektei entworfen. http://www.sozialdetektei.ch

Als ironischer Beitrag darf diese Intervention durchaus mit einem Lächeln aufgenommen werden. So absurd die Idee heute wirkt, dass an Hochschulen der Sozialen Arbeit Personen für repressive und überwachende Praktiken ausgebildet werden, so angebracht und aktuell ist die Kritik an den Tendenzen, die tatsächlich einmal solche „Blüten“ bzw. Weiterbildungsangebote im Namen der Sozialen Arbeit treiben könnten.

Bereits das heutige Angebot an karrieristischen Weiterbildungen „produziert“ eine Soziale Arbeit, die möglichst ökonomisch, dienstleistungsorientiert und geldsparend arbeiten soll. Emanzipatorische und politische Inhalte haben darin wenig Platz. Soziale Ungleichheit bekämpfen? – Besser nach dem Master ein Sozialunternehmen gründen, das Dienstleistungen gegen Armut verkauft. Diskriminierungs- und Machtmechanismen analysieren und benennen? – Lieber die Diversity der Organisation sicherstellen oder Forschung zu „extremistischen“ Abweichungen betreiben. An dieser Stelle ein Wink an die Diversity-Richtlinien der Hochschule St. Gallen, mit denen unter anderem repressives Vorgehen gegen Aktivist*innen der Kriso nach einer Aktion an der Schule begründet wird. Als Gesamtkriso solidarisieren wir uns mit der Kriso St.Gallen.

Es ist paradox, aber kein Zufall, dass sich viele „Wachstumsmärkte“ der Sozialen Arbeit gerade in den Feldern befinden, die berufsethisch am umstrittensten sind: Prävention, Extremismusforschung, Sozialmanagement und Soziale Arbeit, in der sich scheinbar von alleine „wandelnden“ Stadt. Anerkannt werden vor allem Bedarfe, die ökonomisch wertvoll sind und sicherheitspolitisch ins Konzept passen. Die Anerkennung als Profession ist also scheinbar nur mit Opportunismus und politischer Anbiederei zu haben, anders ist es nicht zu erklären, wie wenig Debatte innerhalb der Sozialen Arbeit um den Preis der Anerkennung als Profession stattfindet. Es verschieben sich schon heute die Grenzen und Selbstverständlichkeiten dessen, was unter der Bezeichnung „Soziale Arbeit“ möglich ist. Sozialdetektive an Hochschulen der Sozialen Arbeit mögen heute noch ein Witz sein, doch wer weiss, welche Hochschule zuerst auf einen neuen „Trend“ aufspringen will, um sich dem geldgebenden Kanton gegenüber als innovativ zu präsentieren.

Wenn man als Sozialarbeiter*in an politischen Themen interessiert ist, fehlt schlicht das „Angebot“. Die „Nachfrage“ scheint nicht wahrgenommen zu werden, obwohl an jeder Schule die gleichen Fragen zur Politisierung der Sozialen Arbeit oder parteilicher und solidarischer Sozialer Arbeit auftauchen. Bezeichnenderweise sind die Inhalte, die nicht angeboten werden, genau die, die es brauchen würde, um im Armuts- oder Ungleichheitsdiskurs den Überblick zu behalten und eigene, kritische Haltungen zu entwickeln. Mit der nötigen Orientierung, wird praktische Kritik und Dissens möglich und daraus können sich widerständige Handlungen und Perspektiven erarbeiten lassen. Die Kriso versteht sich als Organisierungsversuch, der eine solche Ermächtigung anstrebt und fordert die Sozialarbeitenden dazu auf, mitzumachen und selbst aktiv zu werden.

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