EMPOWERMENT FÜR SOZIAL ARBEITENDE

Als Sozial Arbeitende gehört es zu unserem Beruf Partizipation und Mitwirkung der KlientInnen an der Gesellschaft und die Vertretung der eigenen Interessen zu fördern. Wir – das Forum für kritische Soziale Arbeit KRISO – finden, dass wir diesen Anspruch auch an uns Sozial Arbeitende stellen müssen. Deshalb haben wir uns gegründet. Wir sind aber nicht die einzigen, welche Interessen im Sozialbereich vertreten.

Mit dieser kleinen Broschüre wollen wir Euch einen Überblick darüber verschaffen, welche Interessensvertretungen es für Sozial Arbeitende gibt, weil wir es generell richtig und wichtig finden, sich zu organisieren und unsere Ausbildungs-, Arbeits- und fachliche Situation selber zu gestalten. Wir haben deshalb verschiedene Interessensvertretungen jeweils die vier Fragen gestellt: Was ihr Ziel ist, wen sie vertreten, mit welchen Mitteln sie dies tun und vor welchen Schwierigkeiten sie stehen. Für diese kurze Vorstellung haben sich die Organisationen AvenirSocial, VPOD, SGSA und IG-Sozialhilfe bereit erklärt, wobei es sicherlich noch weitere gäbe. Zu guterletzt haben auch wir selber diese Umfrage zum Anlass genommen, unsere eigenen Positionen zu reflektieren. Wir hoffen, euch damit eine aktive Beteiligung und Organisierung in den verschiedenen Organisationen schmackhaft machen zu können.
Eure KRISO

PDF DER BROSCHÜRE

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AvenirSocial

_ Was ist das Ziel der AvenirSocial im Sozialbereich?

Ziel von AvenirSocial ist gemäss seiner Statuten die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. AvenirSocial engagiert sich in Themenbereichen der Bildungs- und Berufspolitik und deren Arbeitsbedingungen, der Förderung des eigenen Professionswissen sowie der Berufsethik. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt sind sozialpolitische Anliegen die auf den Prinzipien der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit beruhen. In diesem Sinn sind wir breit vernetzt und vertreten den Verband in verschiedensten Gremien auf nationaler wie kantonaler Ebene und arbeiten eng mit Partnerorganisationen zusammen.

_ Wen vertritt die AvenirSocial?

AvenirSocial vertritt die Professionellen der Sozialen Arbeit in der ganzen Schweiz. Die Mehrheit der Mitglieder sind SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. In der Romandie haben wir auch Mitglieder, die in der Arbeitsagogik und Kindererziehung tätig sind.

_ Wie und mit welchen Mitteln vertritt die AvenirSocial diese Personen?

Die grosse Arbeit wird von unseren Mitgliedern auf sektionaler und nationaler Ebene geleistet. Die Mitglieder bezahlen einen Mitgliedbeitrag, welcher von der Höhe der Erwerbstätigkeit abhängig ist. AvenirSocial hat eine professionell geführte nationale Geschäftsstelle. Mit SozialAktuell haben wir ein wichtiges Medium um Informationen und Inhalte zu vermitteln.

_ Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen sich für die AvenirSocial aktuell oder in der Zukunft in der Zielerreichung?

Die Mobilisation von Freiwilligen ist sicher eine gegenwärtig grosse Herausforderung. Das politische Klima ist gespannt und die soziale Sicherheit steht unter grossem Druck. AvenirSocial will mit fachlich begründeten Positionen auf die berufs-, bildungs- und sozialpolitischen Fragestellungen und gesellschaftlichen Herausforderungen antworten.

 

VPOD

_ Was ist das Ziel der VPOD im Sozialbereich?

Die Berufe im Sozialbereich decken ein breites Spektrum ab. Deshalb engagiert sich der vpod für eine Berufspolitik, die den Bedürfnissen möglichst all dieser Berufe gerecht wird, und setzt sich für faire Arbeitsbedingungen und gute Verträge ein.

_ Wen vertritt die VPOD?

Er vertritt die ArbeitnehmerInnen in der sozialen Arbeit, in der Sozialpädagogik, in der soziokulturellen Animation, in der Arbeitsvermittlung, im Straf- und Massnahmenvollzug, sowie all jene, die in privaten und teilsubventionierten sozialen Institutionen und Stiftungen arbeiten.

_ Wie und mit welchen Mitteln vertritt die VPOD diese Personen?

Bei individuellen Anliegen beraten wir unsere Mitglieder persönlich. Der Schwerpunkt liegt aber auf der kollektiven Ebene, wo der vpod als Sozialpartner auftritt, sich für Gesamtarbeitsverträge einsetzt und in aktuellen Fragen der Sozialpolitik Stellung bezieht und sich für die Anliegen der Mitglieder einsetzt.

_ Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen sich für die VPOD aktuell oder in der Zukunft in der Zielerreichung?

Die grösste Herausforderung, welche eine Vielzahl von Schwierigkeiten verursacht, stellt der ständig wachsende Spardruck im Sozialbereich dar.

 

SGSA

_ Was ist das Ziel der SGSA im Sozialbereich?

Förderung der Sozialen Arbeit als eigenständige Disziplin und Profession
Unterstützung von Forschung und Lehre
Plattform für den nationalen und internationalen Wissensaustausch
Interessensvertretung in Wissenschafts- und Hochschulpolitik
(vgl. offiziellen Flyer)

_ Wen vertritt die SGSA?

Damit vertreten wir alle Personen aus Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit, die sich mit diesen Zielen identifizieren können. Konkret haben wir im Moment ca. 260 Einzelmitglieder aus beiden Bereichen und 8 Organisationen (Wissenschaft und Praxis).

_ Wie und mit welchen Mitteln vertritt die SGSA diese Personen?

Durch ein ehrenamtliches Engagement von Vorstand, Redaktion, Kommissionen (Hinweise welche Kommissionen vorhanden sind gibt unsere Homepage) und Einzelmitgliedern; unsere Mittel sind die Zeitschrift (wissenschaftlicher Austausch), Jahrestagungen und Kongresse, Arbeit in den Kommissionen, Einmischung in die Hochschulpolitik (aktuell Hochschulgesetz, PHD-Programme etc.)mit dem Ziel die Soziale Arbeit als Disziplin und Profession zu verankern.

_ Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen sich für die SGSA aktuell oder in der Zukunft in der Zielerreichung?

Herausforderungen liegen darin, genügend Kräfte zu mobilisieren, dass wir als eigenständiger Akteur in diesen Debatten wahrgenommen werden. Den Grundstamm der Mitglieder in beiden Feldern auszudehnen. Auch formal die Anerkennung zu bekommen als eigenständige Disziplin und Profession anerkannt zu werden.

 

IG-Sozialhilfe

_ Was ist das Ziel der IG-Sozialhilfe im Sozialbereich?

Das Ziel der IG Sozialhilfe ist die Verbesserung der Lebensqualität von armutsbetroffenen Menschen in der Schweiz: Keine Diskriminierungen, keine Persönlichkeits- und Menschenrechtsverletzungen durch Sozialbehörden und Ämter, Verbesserung der materiellen Leistungen, Ausbau statt Abbau im Sozial- Gesundheits- und Bildungswesen. Armutsbetroffene müssen ernst genommen und die Selbstbestimmung von Seiten der Sozialarbeit unterstützt werden. Sozial Arbeitende sollen sich mit der erniedrigenden Situation der Armutsbetroffenen auseinandersetzen, damit sie diese nicht auch noch zusätzlich traumatisieren.
Die Unterdrückung und Stigmatisierung von Armutsbetroffenen ist ein politisches Problem: Darum ist uns die politische Auseinandersetzung bezüglich der Armuts-Sozialpolitik wichtig. Wir fordern einklagbare soziale Rechte in der Bundesverfassung.

_ Wen vertritt die IG-Sozialhilfe?

Die IG Sozialhilfe vertritt armutsbetroffene Menschen in der Schweiz

_ Wie und mit welchen Mitteln vertritt die IG-Sozialhilfe diese Personen?

Um Unabhängig von staatlichen Stellen zu sein, finanziert sich die IG Sozialhilfe von privaten Spenden, was für unsere unterstützten armutsbetroffenen Menschen von grosser Wichtigkeit ist.
Politische Arbeit leisten wir durch unsere Veranstaltungen: am 17. Oktober (internationaler Tag gegen Armut und Ausgrenzung) und am 10. Dezember (internationaler Menschenrechtstag). Zudem geben wir jährlich auf den 1. Mai unsere Zeitung mit Stellungsnahmen zur Sozialpolitik und ihren Machenschaften heraus. Ebenso führen wir ein Web, wo die gesamten Tätigkeiten des Vereins aufgeführt sind. www.ig-sozialhilfe.ch

_ Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen sich für die IG-Sozialhilfe aktuell oder in der Zukunft in der Zielerreichung?

Ein Problem besteht darin qualifizierte MitarbeiterInnen zu finden, welche sich trotz tiefer Entlohnung für und mit Armutsbetroffenen nach deren eigenen Bedürfnissen einsetzen. Der Widerspruch zwischen den Bedürfnissen der MitarbeiterInnen und den Armutsbetroffenen stellt eine grosse Herausforderung dar.
Die Komplexität der allumfassenden Armutspolitik ist sogar für Sozialarbeitende schwierig zu erfassen, insbesondere weil armutsbetroffene Menschen oft schwer durch Armut und Stigmatisierung betroffen sind. Eine Allianz von Sozialtätigen und Armutsbetroffenen wäre anzustreben, weil beide auf unterschiedliche Weise unter der bürgerlichen Armutspolitik leiden und den neoliberalen, menschenfeindlichen Machenschaften ausgesetzt sind.
Zur Erreichung unserer Ziele wären grosse politische Kampagnen und eine Unterstützung von Armutsbetroffenen nötig, dazu fehlen uns aber die entsprechenden finanziellen Mittel.

 

KRISO

_ Was ist das Ziel der Kriso im Sozialbereich?

Wir möchten ein informelles Zusammenkommen ermöglichen, in welchem über fachliche Aspekte der Sozialen Arbeit kritisch nachgedacht und diskutiert werden kann. Unser Anliegen ist es, ein kritisches Bewusstsein in der Sozialen Arbeit zu fördern und uns kritisch zu wichtigen Themen in der Sozialen Arbeit in der Öffentlichkeit zu positionieren. Damit halten wir es für wichtig, als Sozialarbeitende auch politisch tätig zu sein. Langfristig möchten wir aus der Defensive heraus kommen und uns einerseits standespolitisch für die Sozialarbeitenden, andererseits anwaltschaftlich für sozial Benachteiligte einsetzen. Konkret wollen wir Studierende zu einem kritischen Blick ermutigen und Arbeitende unterstützen, die gegebenen Verhältnisse nicht einfach hinzunehmen.
Ein wichtiger Themenschwerpunkt der Kriso ist eine kritische Auseinandersetzung mit ökonomischen Verhältnissen in der Sozialen Arbeit.

_ Wen vertritt die Kriso?

Wir vertreten primär uns selber, was uns einige Freiheiten gibt. Im Gegensatz zu anderen Verbänden, die auf die eine oder andere Weise interessengebunden und in Gremien involviert sind, können wir uns darauf konzentrieren, was uns ganz konkret an unserer Arbeit stört. Dazu gehört, dass wir uns und andere Sozialarbeitende auch auf sozialpolitischer Ebene in ihren Bemühungen für ihr Klientel unterstützen. Auch weitere Personenkreise, welche sich für eine kritische Auseinandersetzung mit der Sozialen Arbeit interessieren, sind bei uns gerne willkommen.

_ Wie und mit welchen Mitteln vertritt die Kriso diese Personen?

Wir organisieren ca. viermal pro Jahr eine Veranstaltung mit Gastreferaten und Diskussionen zu aktuellen Themen in der Sozialen Arbeit. Zudem finden regelmässig offene Sitzungen zu spezifischen Themen statt. Dazu haben wir Arbeitsgruppen zu Theorie, Soziokultur und New Public Management gegründet. Weiter unterstützen wir auch uns nahestehende Organisationen in ihren Anliegen in der Öffentlichkeit. Wir versuchen allgemeine Entwicklungen in der Sozialen Arbeit zu reflektieren und nach Ansätzen für eine kritische Praxis zu suchen. Vorerst wenden wir uns eher mit theoretisch-inhaltlichen Auseinandersetzungen an die Öffentlichkeit, während wir kontinuierlich über Probleme und Widersprüche in unserem Arbeitsalltag im Forum diskutieren.

_ Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten stellen sich für die Kriso aktuell oder in der Zukunft in der Zielerreichung?

Unsere Gründung ist auf grosse Resonanz gestossen – anscheinend bringt unsere Stossrichtung und Initiative den Unmut und die Unzufriedenheit von Sozial Arbeitenden auf den Punkt. Aber wir müssen auch praktische Ansätze finden, um von der reinen Kritik zu einer Veränderung zu kommen. Da wir als selbstorganisierte Struktur keine bezahlten SekretärInnen haben, leben wir nur von der Aktivität der Beteiligten, was eine Herausforderung darstellt. Des Weiteren ist es immer wieder eine inspirierende Herausforderung die verschiedenen Positionen der Einzelpersonen basisdemokratisch zu einer gemeinsamen Position der KRISO zusammenbringen.